Montag 21.04.2008 62. Tag der Tour 5. Tag in Turkmenistan
Ich fahre Interessehalber zum Flughafen. Toller Tower als Blickfang. Lufthansa hat ein Büro. Die Dame spricht zwar nicht Deutsch, aber perfekt english. ASHGABAT - FFM kostet 540 € / Return 733 €. Das Postamt ist nur beschildert, aber nicht existent. Telefon nach Deutschland kostet mit 3 Minuten mindestabrechnung 66.000 Manat oder 3,79 USD / 2,39 €.
Vor dem Flughafen treffe ich ein Fahrzeug von EMS. So erfahre ich, das die Sendung von Schlumpf Tiblisi offensichtlich nicht verlassen hat.
Ein Besuch der deutschen Botschaft war, wievermutet, sinnlos. Die britische Botschaft im gleichen Gebäude versäumt wie die deutsche Botschaft auf die kostenlose Internetmöglichkeit bei der US-Embassy (ebenso im gleichen Gebäude) hinzuweisen.
Die Regierung hat beschlossen, den Kurs des USD in seinem Land auf 11.000 Manat/Dollar fallen zu lassen. Derzeit sind wir bei 17.400.
Ich kaufe im Restaurant des 5 * Hotels AKALTYN eine Tomatensuppe zu 36.000 Manat (1,17 € nach altem Kurs, 1,32 nach neuem) und Pommes zu 30.000 Manat. Ich zahle 4 USD und kann arangieren, das ich 3.500 Manat zurück kriege, was hier ungewöhnlich ist, denn Hotels wechseln nicht, auch wenn dies Einheimische anders darstellen. Falls doch mal gewechselt wird, gibt es nur 15.000 Manat für einen Dollar. Also ein paar Sandalen weniger je 80 gewechselten USD oder so ähnlich.. Das Essen in diesem Luxusrestaurant ist zwar doppelt so teuer, wie in anderen Restaurants und 4 x so teuer wie auf dem Markt (Bazar), aber dafür gibt es auch getoastetes Brot und Butter zur gratinierten Suppe und mir ist so auch der Eintritt in die Hoteleigene Discothek (23-5.00) garantiert.
Bis 24 Uhr muß ich allerdings mit dem Tanzen warten. Nach 1,5 Stunden dann Aufbruch zum Schlafpaltz unter der Brücke.
21,25 km in 1 Stunden 13´23 mit Durchschnitt 17,3, Max 37, 49 Höhenmeter, maximale Höhe 247 m mit 1 % Durchschnittssteigung, 4 % Max.Gesamt seit Tiflis: 9.078 Höhenmeter auf 953 km
3682.7 km insgesamt mit 33148 Höhenmeter + 500 km per Truck + ca 5 per MFGIch dokumentiere im folgenden noch einen Artikel über
Im Land des großen Turkmenbashi
Der zentralasiatische Staat
Von Katrin Heinritz
31.03.2006
"alk Beyyik Watan Turkmenbashi“ - mit diesen Worten überlebensgroß an die Wände des Flughafens von Ashgabat geschrieben – begrüßte
Ashgabat macht einen sehr sauberen, ordentlichen Eindruck – überall sieht man säubernde Putzkolonnen – an den Straßenrändern, in allen neu angelegten Parks, die alle dem Präsidenten und seiner Familie huldigen. Nur eigenartig, dass kaum ein Passant die zahlreichen Springbrunnen, die schön angelegten und permanent gereinigten Wege in den Parks nutzt. Seltsam einsam wandelnd falle ich überall auf. „Diese Parkanlagen sind nicht für uns. Sie gehören nicht zu unserer Kultur. Außerdem schätzt es Turkmenbashi nicht, wenn diese monumentalen Bauten als Teil des Alltags empfunden werden. Sie sollen ihm zu Ehren in Hochachtung gehalten werden. Daher gehen wir nur an Feiertagen durch diese Anlagen,“ so erklärte es mir Valerij, mein Fahrer, der mir für die Zeit meines Aufenthaltes zur Verfügung stand.
Ich muß aufpassen, wem ich was erzähle. Offiziell erhalten Politikwissenschaftler keine Einreiseerlaubnis. Auch keine Journalisten oder Korrespondenten. Dem Vertreter des Goethe-Institutes hat man einfach sein Visum nicht verlängert. So macht man es immer, wenn jemand gehen soll, oder gar nicht erst kommen – es gibt einfach kein Visum (mehr). Um so vorsichtiger muss ich sein. Ich gehe offiziell also meiner Arbeit nach und versuche nebenbei,
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Das offizielle und das reale Gesicht
Glaubt man offiziellen Äußerungen, ist
„ Entscheide ich
„Und was lernen unsere Kinder?“ Turkmenbashi hat seine Bücher und Gedichte zum Lerninhalt in den Schulen und Universitäten gemacht. Sein zentrales Werk ist die „Ruhnama“, in der das turkmenische Volk verherrlicht wird – neben Turkmenbashi und seiner Familie. Darüber hinaus ist es Erziehungslehrbuch, moralischer Kodex und von besonderer religiöser Bedeutung. Dabei schreckt Turkmenbashi nicht vor Verdrehungen der Geschichte zurück. Viele Passagen der Ruhnama sind Fiktion. Dabei gibt es in
Turkmenbashi bestimmt was Recht ist.
Die Universität in Ashgabat zählte noch Ende der 80er Jahre über 20.000 Studenten. Jetzt sind es gerade noch 9.000 – mit stark abnehmender Tendenz. „Gerade wurde die rechtswissenschaftliche Fakultät geschlossen- Warum? Wir haben jetzt ein ‚Gerechtigkeitsministerium‘ – Turkmenbashi bestimmt, was Recht ist,“ so Vasilij, promovierter Jurist. Vasilij war Dozent am juristischen Lehrstuhl, bis dieser 2004 geschlossen wurde. Obwohl seine Familie aus Russland stammt, hat er sich für die turkmenische Staatsangehörigkeit entschieden. „Meine Kinder haben es sonst so schwer in der Schule. Sie bekommen automatisch schlechte Noten, wenn die Eltern sich für die russische Nationalität entschieden haben. Nicht, dass die Noten in der Schule irgend etwas bedeuten würden.
Resignation und Perspektivlosigkeit machen sich insbesondere in der jungen Bevölkerung breit. Dabei lässt sich beobachten, dass die Bevölkerung sich nicht fundamentalisieren lässt, sondern in fatalistischem Gleichmut verharrt. Dies gilt primär für die städtische Bevölkerung. Obwohl offiziell bestritten, ist in
Die Politik des Landes folgt den täglichen Launen des Präsidenten
Im Grunde genommen ist das Leben in
Bizarr.
Manche westeuropäische Krankenhausleitung würde sich mehr als glücklich schätzen über ein so hochwertig eingerichtetes Krankenhaus. Vorgesehen sind Krankenstationen im ganzen Land, die via Satellitenübertragung in der Hauptstadt medizinisch angeleitet werden könnten. Doch das Spezialistenteam entließ der Präsident – ohne Angabe von Gründen. Das neu eingesetzte Team verfügte nicht über das spezielle Know-how, um das System sinnvoll zu nutzen mit dem Ergebnis, dass sie keinerlei Ergebnisse mehr liefern konnten – weshalb sie ebenfalls entlassen wurden. Den darauffolgenden Teams erging es ebenso und wird es weiterhin so ergehen. Ärzte trauen sich kaum, Menschen zu behandeln, da es verboten ist, dass ein Patient während einer Behandlung, während einer Operation versterben darf. Kein Wunder, dass es offiziell keine ernsthaften Krankheiten in
Diese Fakten lassen es nicht mehr verwunderlich erscheinen, dass auch im Bereich der Zahnmedizin bizarre Verhältnisse herrschen. Bevor ein neuer Behandlungsstuhl für den Präsidenten in Betrieb genommen wird, müssen erst etliche Turkmenen die Funktionen des Stuhls erprobt haben. Dies läuft folgendermaßen ab: Der Präsident benötigt eine neue Zahnprothese – mehrere Turkmenen mit in etwa gleicher Körperstatur wie der Präsident müssen sich ihre Zähne ziehen und sich eine Prothese anfertigen lassen – diese ist jedoch nicht ihrem Mund angepasst, sondern dem des Präsidenten.
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Ein fünfzig Kilometer langer Gesundheitspfad aus Beton
Dabei bemüht sich der Präsident um die Gesundheit seiner Bevölkerung. So ließ er mitten in den Bergen einen sogenannten Gesundheitspfad erbauen – ca. 50 Kilometer quer durch die Berge. Der Weg besteht zum großen Teil aus Betontreppen, die unregelmäßig hoch und breit sind und führt durch Regionen, in der bekannterweise Klapperschlangen leben. Jede Schulklasse ist verpflichtet, diesen Weg zu absolvieren. Auch sein Ministerium muss nach seinem Gusto diesen Weg absolvieren. Dem Spektakel wohnt er dann in einer Art Sänfte bei.
Etwas außerhalb der Hauptstadt ließ sich Turkmenbashi von einer französischen Baufirma ein Prunkschloss errichten. Jeden Morgen wird die Zufahrtsstraße zum Präsidentenpalast gesperrt, damit er freie Fahrt hat. Offiziell steht
Ebenso skurril sind die weißen Hochhäuser der Innenstadt. Turkmenbashi wollte seiner Hauptstadt das Flair einer „echten“ Hauptstadt verpassen und ließ etliche weiße Hochhäuser errichten. Zieht man in Betracht, dass sich Ashgabat in einer erdbebengefährdeten Region befindet, erscheinen diese Hochhäuser nicht nur als wirklichkeitsverleugnend. Angesichts der Tatsache, dass alle Hochhäuser nicht bewohnbar sind, sondern als Attrappen lediglich die Skyline der Stadt verschönern sollen – sie haben weder Wasseranschluss noch Strom -, wird die Verschwendungssucht des Präsidenten um so deutlicher.
Verschwendungssucht nach Art Ludwigs XIV.
Der allmächtige Präsident ließ auch mitten in der Wüste eine der größten Moscheen der Region erbauen – mit einer mehrstöckigen Tiefgarage. Keiner weiß wofür – vielleicht für die mit Kamelen anreisenden Pilger?
Turkmenbashi baut ein zentralasiatisches Walt Disney – obwohl er alles Westliche verteufelt. Er lässt inmitten der Wüste eine Eissporthalle errichten, er veranlasst die Bepflanzung der Wüste mit Bäumen, da „die Wüste ergrünen soll“. Seine unzähligen Wasserfontänen und Springbrunnen in der Stadt, seine kilometerlangen - und an Quadratmeterzahl riesigen - Bewässerungsflächen betreibt er ohne Rücksicht auf das in dieser Region so kostbare Gut Wasser. So geschieht es, dass im Sommer etliche Wohnblocks kein Wasser haben, da die Wasserspiele des Präsidenten alles Wasser benötigen.
Finanziert wird dies durch die Einkünfte aus den Erdöl- und Erdgasverkäufen.
Turkmenistan ist Turkmenbashiland
Es mussa sicherlich nicht erwähnt werden, dass Turkmenbashi auch die Ernteerträge bestimmt – nichts wird dem Zufall oder der Witterung überlassen. Als „Prophet“ wird er seit seiner Ruhnama bezeichnet. Öffentlich wird Turkmenbashi nicht kritisiert, da die Gefahr der sofortigen Inhaftierung mit lebenslangem Arbeitslager sowie vollkommene Enteignung der gesamten Familie drohen. Daher sind nur positive Äußerungen über den Präsidenten vernehmbar. Die Opposition im Ausland wird in Turkmenistan – sofern sie überhaupt wahrgenommen wird – nicht akzeptiert, da diese zum größten Teil aus ehemaligen Nutznießern des Turkmenbashi- Regimes besteht, die Turkmenbashi irgendwann einmal fallen ließ. Eine echte Opposition ist auch nicht im Land zu spüren. Viele betäuben sich durch Drogen. Mittel der Kommunikation fehlen und die allgegenwärtige Verleumdungsgefahr hemmt nahezu jedermann, sich kritisch über das System zu äußern.
Westliche Länder sind kaum an echter Kritik interessiert, da sie abhängig sind von den Gaslieferungen. Trotz seiner Unberechenbarkeit bleibt Turkmenbashi ein gewisser stabiler Garant in dieser krisengeschüttelten Region.
Dieses Land nimmt zunehmend groteskere Züge an – die Frage steht im Raum, was kommen wird. Ein zweites
In weiten Teilen Turkmenistans leben Nomaden. Diesem Bevölkerungsteil scheint die Politik ihres Präsidenten zum größten Teil egal zu sein. Mit nomadisierenden Familien im Land Kontakt aufzunehmen, war mir leider nicht möglich. Als Umschlagplatz für die gesammelten Nachrichten kamen die Märkte in Frage. Auf den dort geführten Gesprächen beruhen die zitierten Äußerungen.
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Poesie in Aschkabad
Der turkmenische Präsident Nijasow ist nicht nur autoritärer politischer Führer seines Landes, sondern seit jüngster Zeit vor allem auch Poet.
Von Nico Lange
EM 09-03 · 25.09.2003
Die Einstellungspraxis in den öffentlichen Dienst Turkmenistans erinnert aktuell auf fatale Weise an die Vogonen aus Douglas Adams' utopischer Satire „Per Anhalter durch die Galaxis“. Der Kommandant des vogonischen Raumschiffes trägt in diesem Roman wiederholt sehr schlechte Gedichte vor, die von Untergebenen und Gästen ausschweifend gelobt werden müssen. Sonst droht ihnen die Todesstrafe. Ähnlich verquere Zustände herrschen in
„Wenn ein Schwein die Leiter hinaufklettert…“
Die kreative Energie des Präsidenten ist in
Mit eigentümlicher Lyrik warnt der Präsident vor der Gefahr unloyaler Minister und Gouverneure: „Wenn ein Schwein die Leiter hinaufklettert, wird die Einheit der Nation verloren sein.“ In weiser Voraussicht kündigt er an, „wenn schlechte Dinge kommen, wird das Böse die Welt beherrschen.“ Nijasow rezitierte seine epischen Verse in einer Kabinettssitzung, nachdem er einen ranghohen General wegen angeblicher Vorbereitungen zum Umsturz gefeuert hatte.
Der turkmenische Journalist Naz Nazar (Radio Free Europe) interpretiert die präsidiale Dichtkunst vor allem als Ausdruck der Angst vor einem coup d'etat oder oppositionellen Bewegungen im Volk. Und auch von Außen wird möglicherweise bald Druck auf den turkmenischen Poeten ausgeübt werden. Der republikanische US-Senator Chris Smith hat den turkmenischen Präsidenten und die Unterstützung der Vereinigten Staaten als öffentlichkeitswirksames Thema für sich entdeckt und gefordert, die Finanzhilfe für das Regime in Aschgabad zu überdenken. Aber auch für dieses Ungemach hat der Barde Nijasow das passende Sprüchlein parat: „Es ist eine unvorhersehbare Welt, wie ein Rad sich immerfort drehend.“
Katrin Heinritz, Jahrgang 1974, studierte in Tübingen und Moskau Politikwissenschaft und Geschichte. Zur Zeit schreibt sie ihre Doktorarbeit mit dem Titel: „Regionale Politik und Herrschaftsformwandel im postsowjetischen Raum nach dem Ende der Sowjetunion bis heute. Am Beispiel der Republiken Sacha (Jakutien) in der RF und der Republik
Weitere Interessante Webseite (Reisebicht aus 2005) : http://www.motornomads.de/silk/index.php?m=2005&w=25
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